Das Seminar in Europa
Was ist Erasmus +?
Erasmus+ ist das Programm der Europäischen Union (EU) für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Es ist das Nachfolgeprogramm von Erasmus, das 1987 ins Leben gerufen wurde, um Studierenden, Lehrenden und Hochschuleinrichtungen Mittel für Studien-, Lehr- und Forschungsaufenthalte im Ausland zur Verfügung zu stellen. Erasmus+ baut auf den Erfolgen des Programms Erasmus auf und erweitert dessen Geltungsbereich auf ein breiteres Spektrum von Bereichen der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie auf Jugend und Sport.
Erasmus+ soll die Entwicklung von Kompetenzen und Wissen unterstützen und die Zusammenarbeit und Mobilität in Europa und darüber hinaus fördern. Es bietet finanzielle Unterstützung für eine Reihe von Aktivitäten, darunter Studienaufenthalte und Praktika im Ausland sowie transnationale Kooperationsprojekte und andere Initiativen, die den Austausch von Ideen und bewährten Verfahren fördern.
Erasmus+ steht einem breiten Spektrum von Teilnehmern offen, darunter Studierende und Lehrende an Hochschulen, Schüler und Lehrkräfte, Lernende und Lehrende in der Erwachsenenbildung, Jugendbetreuer, Sportorganisationen und Sportler*innen sowie andere Organisationen, die in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport tätig sind.
Erasmus+ wird von der Europäischen Kommission verwaltet und aus dem EU-Haushalt finanziert. Es ist ein wichtiger Teil der Bemühungen der EU, die Zusammenarbeit, Mobilität und Lernmöglichkeiten für Europäer zu fördern.
"Verstehen, verständigen, zusammen arbeiten quer durch Europa, das ist unser Angebot für unsere Auszubildenden und Ausbilder. Daher kooperieren wir mit vergleichbaren Bildungseinrichtungen in Europa."
Dieser Grundsatz ist in unserem Leitbild verankert.
Seit 2012 nehmen Auszubildende an internationalen Projekten des Studienseminars Hannover LbS teil. Unsere Auszubildenden sind Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und zu Qualifizierende (Quereinsteiger*innen und Lehrkräfte für Fachpraxis in der Qualifizierungsphase). Die Projekte finden auch in Kooperation mit dem Studienseminar Braunschweig LbS statt.
Gefördert werden die Projekte durch das Programm "Erasmus+" der Europäische Union. Nähere Informationen zum Programm "Erasmus+" finden sie hier.
Akkreditierung 2021 – 2027
Die Erasmus-Akkreditierung ist wie eine Mitgliedskarte für die Mobilitätsaktivitäten des Programms. Das Studienseminar Hannover ist seit Februar 2021 akkreditiert und hat sich damit verpflichtet, die Erasmus-Qualitätsstandards einzuhalten. Für akkreditierte Einrichtungen sind diese Standards ein Erfolgsrezept. Für die Teilnehmenden sind sie eine Qualitätsgarantie.
Erasmus+ Mobilität
Die Mobilitätsprojekte richten sich an Auszubildende des Studienseminars für das Lehramt an Berufsbildenden Schulen Hannover. Die Projekte sollen die Vernetzung der Ausbildung von Lehrkräften in Europa voranbringen. Langfristig ist der kontinuierliche Austausch von Lehrkräften mit den europäischen Partnern geplant.
Die Auszubildenden stehen bei ihrem Einsatz in ihren zukünftigen Schulen vor großen Herausforderungen in Bezug auf die Integration der beruflichen Bildung in Europa. Durch die Einführung von EQF/DQF und ECVET werden sie in den kommenden Jahren zunehmend mit europäischen Systemen der beruflichen Ausbildung konfrontiert. Diese bereits in der Ausbildung kennenzulernen ist ein unschätzbarer Vorteil bei der Bewältigung der Integrationsaufgaben. Die Rückmeldung in das Seminar kann nach Abschluss und Auswertung der Mobilität für andere Auszubildende nutzbar gemacht werden. Inhaltlich werden Themen wie Unterrichtsdidaktik, Nachhaltigkeit, Schulformen, Berufliche Ausbildung und Supportsysteme der jeweiligen Länder bearbeitet. Insbesondere wird das Thema Inklusion an Berufsbildenden Schulen während des Aufenthalts thematisiert. Die Auszubildenden sollen anhand spezifischer Unterrichtsprojekte die Arbeit im jeweiligen Land vorbereiten, planen und im Unterricht umsetzen.
Berichte von Teilnehmenden
Ehemalige Teilnehmende berichten über ihre Erfahrungen.
Land und Leute
Nach einer langen Anreise haben wir zunächst die wunderschöne Stadt „Quelle der Königin“ kennengelernt. Unser Weg führte dabei vom Museu Hospital Termal bis hin zum Igreja de nossa senhora do pópulo. Dabei konnten wir viel über die Geschichte der Stadt, ihre historischen Gebäude und ihre Bewohner lernen. Ein besonderes Highlight war der Empfang des Bezirksbürgermeisters der Region um Caldas da Rainha, der sich sehr über unsere Ankunft freute und uns eine schöne und vor allem lehrreiche Zeit in unseren Schulen wünschte.
Neben dem Kennenlernen liebenswerter portugiesischer Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen stand natürlich auch ein Besuch der altehrwürdigen Universität in Coimbra, eine Betriebsbesichtigung beim Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler in Caldas da Rainha, eine Stadtführung in Lissabon und eine Auswahl an Sport- und Kulturangeboten auf dem Programm.
Konzepte unserer Partnerschulen
In diesem Zusammenhang haben wir - die angehenden Lehrkräfte - die Konzepte zu den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Inklusion an folgenden portugiesischen Schulen analysiert. Die am Erasmus+-Projekt beteiligten Schulen heißen:
- Rafael Bordalo Pinheiro in Caldas da Rainha
- Fernão do Pó in Bombarral
- Cenfim in Caldas da Rainha
- Josefa de Óbidos in Óbidos
- Escola de Hotelaria e Turismo in Caldas da Rainha
- Raul Proença in Caldas da Rainha
Im Folgenden werden exemplarisch einige dieser Schulen namentlich genannt, die durch besondere Konzepte aufgefallen sind. Grundsätzlich ist zu beachten, dass alle besuchten Schulen viele der genannten Konzepte umsetzen oder sich in der Planungsphase befinden.
Rafael Bordalo Pinheiro in Caldas da Rainha
Die erste Schule, die wir besuchten durften, war die berufsbildende Schule High School Rafael Bordallo Pinheiro. Die Schulleiterin empfing uns im Lehrerzimmer und beantworte unsere Fragen zum portugiesischen Bildungssystem und zu der berufsbildenden Schule. Die Vielfalt der angebotenen Ausbildungsberufe und die Architektur der Schule spiegelt die Historie der Stadt Caldas da Rainha und dessen Kultur wider. Die Schule bietet viele Berufe im kreativen Bereich – darunter Fotografie, Zeichenkunst und Medientechnik. Die Lernenden arbeiten regelmäßig im nationalen Fernsehen und anderen Medienorganisationen. Sport hat ebenfalls einen hohen Stellenwert an dieser Schule. Lernende mit sportlicher Begabung werden speziell gefördert und sogar für die olympischen Spiele vorbereitet sowie vor Ort per Videokonferenz beschult. Lernende mit besonderen Bedarfen werden in speziellen Kursen und Räumlichkeiten auf den Alltag vorbereitet. Die Schule legt dabei besonderen Wert auf Toleranz und warmherziges Miteinander, welches die Werte der Stadt Caldas da Rainha wiederspiegelt. Dieses Leitbild wird klar und deutlich u.a. durch zahlreiche Plakate dargestellt. Lernende im Kfz-Bereich lernen in einer schuleigenen Werkstatt, bei der sie reale Probleme am Kfz lösen sollen. Der theoretische Unterricht findet direkt neben der Werkstatt in einem Klassenraum statt. Hier kommen größtenteils eBooks zum Einsatz, wodurch der Unterricht (z. B. durch den Einsatz von Aktiv- oder Smartboards) dynamischer gestaltet wird. Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit kann an dieser Stelle Papier eingespart werden. Zudem können Schüler*innen, die z.B. aufgrund der Teilnahme an internationalen Wettkämpfen in der Schule nicht anwesend sein können, mithilfe von Videoübertragung den Unterricht am Computer verfolgen. Weiterhin gibt es ein digitales Klassenbuch, was sukzessiv ausgebaut werden kann und auch für die Lernenden zugänglich gestaltet werden kann, um bspw. die eigenen Fehlzeiten zu sichten. Der tägliche Zugang zur Schule erfolgt für die Lernenden über den Haupteingang, an dem sie sich jeweils mit einer eigenen Magnetkarte bei Betreten sowie bei Verlassen der Schule registrieren müssen. Diese Registrierung wird automatisch in das elektronische Klassenbuch übertragen. In der Unterrichtsstunde wird die Anwesenheit dann nochmals überprüft.
Fernão do Pó in Bombarral
Auf der allgemein- und berufsbildenden Schule Escola básica e segundária fernão do pó in Bombarral werden SuS der 5. bis 12. Klasse beschult. Während die allgemeinbildende Schulform dabei einen besonderen Fokus auf das Fach Sport legt, findet in der berufsbildenden Schulform vor allem praxisbezogener Unterricht statt. Die Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden Schulform werden von insgesamt 30 Sportlehrer*innen unterrichtet, die eine umfangreiche Auswahl an verschiedenen Disziplinen anbieten. Gehandicapte Schülerinnen und Schüler werden in den Sportunterricht integriert und durch zusätzliche Sportlehrkräfte während der Sportstunde unterstützt und gefördert. Zusätzlich können die Schülerinnen und Schüler in besonderen Sportangeboten wie u.a. Blindensport (Fußball) oder Boccia für Menschen mit Gehbehinderung erfahren, wie es ist, gehandicapt zu sein. Das dementsprechend umfangreiche Sportequipment wird von Angestellten der Schule verwaltet. Der Umgang mit den Sportgeräten erfolgt dabei sehr sorgfältig, sodass diese lange erhalten bleiben. Die Digitalisierung findet kaum Verwendung im Sportunterricht, da hier größtenteils Flipcharts zum Einsatz kommen. Einzelne Lehrkräfte unterstützen ihren eigenen Sportunterricht zudem durch den Einsatz von Tablets.
Cenfim in Caldas da Rainha
Die Schule Cenfim im Standort Caldas da Rainha bildet ihre Lernenden in der schuleigenen Werkstatt aus. Diese beinhaltet eine große Anzahl unterschiedlicher Maschinen, darunter auch eine CNC-Fräse. Die Lernenden müssen vor der Nutzung der CNC-Fräse eine Simulation durchführen, um zu überprüfen, ob die CNC-Fräse das gewünschte Werkstück produzieren kann. Erst nachdem die Simulation erfolgreich war, dürfen die Lernenden an der Maschine arbeiten. Durch diese Vorgehensweise lernen sie den Umgang mit Computern, Simulationsprogrammen und mit den daran verbundenen Maschinen. Die Schule hat ein Forum für Lernende und Lehrkräfte eingerichtet, wodurch ein Austausch auch außerhalb der Unterrichtszeit möglich ist. Über das Forum können auch Unterrichtsmaterialien verteilt werden. Die Lernenden können ihre Ergebnisse anderen präsentieren und Feedback erhalten sowie Fragen stellen, die von allen Beteiligten beantwortet werden können. Am Standort Caldas da Rainha werden ungefähr 120 Lernende ausgebildet. Die Schule besitzt für diesen Standort ca. 25 Laptops und 2 Rechnerräume mit ungefähr 25 Standrechnern. Aktuell existiert an der Schule ein Projekt mit dem Ziel ein Rechenzentrum in Caldas da Rainha einzurichten, um die Digitalisierung in der Schule zu verbessern. Konkret sollen Onlinekurse angeboten werden, welche im Rechenzentrum auch außerhalb der Schulzeiten absolviert werden können. Die Onlinekurse und der Besuch des Rechenzentrums sollen auch externen Personen ermöglicht werden. Bei bestandener Prüfung erhalten die Lernenden ein anerkanntes Zertifikat und dürfen entsprechende Arbeiten in ihrem Beruf durchführen. Bereits jetzt schulen Firmen aus der Umgebung ihre Mitarbeiter in Cenfim, da diese eine umfangreiche Werkstatt besitzt. Die Schule erhofft sich durch dieses Projekt, ein größeres Bildungsangebot zu schaffen, um die Arbeitnehmer*innen in der Region auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereiten zu können.
Josefa de Óbidos in Óbidos
Die Schule Josefa de Óbidos ist technisch gut ausgestattet. Überwiegend sind in den Klassenräumen Whiteboards vorhanden, jedoch werden einzeln bereits Smartboards und Aktivboards im Unterricht eingesetzt. Dieser orientiert sich am Prinzip „bring your own device“, wenn die Umstände dies erlauben. Im Unterricht werden die technischen Geräte regelmäßig und sinnvoll eingesetzt. Im Kunstunterricht werden vorwiegend Tutorials genutzt, um eigenständig Problemstellungen lösen zu können. Zudem werden von den Lernenden Flyer für schulinterne Projekte oder andere Veranstaltungen erstellt. Über private Anbieter gibt es die Möglichkeit, Daten auf einer Cloud zu speichern und somit einen zeitgemäßen Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden außerhalb der Schulzeit zu ermöglichen. Diese Ausstattung ermöglicht es den Lehrenden, Videosequenzen zu erstellen oder diese durch die Lehrkräfte zum Einstieg in eine neue Problemsituation zu nutzen.
Escola de Hotelaria e Turismo in Caldas da Rainha
Die Escola de Hotelaria e Turismo bildet Lernende im Berufsbereich Hotel und Tourismus sowie Kochen aus. Eine Besonderheit dieser Schule ist, dass sie einen Fachpraxisraum in Form eines Hörsaals haben. In diesem werden Lernende im Bereich Kochen praktisch ausgebildet und lernen Techniken, die sie zum Kochen benötigen. In Anlehnung an eine Kochshow hat die Schule eine große Küche gebaut, in der die einzelnen Arbeitsschritte mit einer beweglichen Kamera von der Decke aus gefilmt werden können. Diese überträgt das Geschehen live aus der Vogelperspektive, welches gleichzeitig über einen Beamer im Hörsaal auf eine Leinwand übertragen wird und so für die Schüler*innen zu sehen ist.
Die Digitalisierung an Schulen ist ein Prozess, der langwierig mit viel Aufwand, Technik, Kreativität und Kosten verbunden ist. Jedoch ist die Notwendigkeit der Digitalisierung in den Schulen äußert groß, denn die Technik entwickelt sich heutzutage sehr schnell weiter. Die Schulen in Deutschland und Europa müssen aufrüsten, da durch die Einführung neuer Technologien in der Industrie neue Kompetenzbereiche geschaffen werden, die die Fachkräfte der heutigen Zeit beherrschen müssen. Eine zeitgemäße Ausbildung muss Lernende auf die neuen Aufgabenbereiche mit entsprechender Technik vorbereiten. Darüber hinaus geht es bei der Digitalisierung an den Schulen auch um viele weitere Aspekte. Es können unterschiedliche Lerntypen mithilfe verschiedener Methoden und geringem Aufwand angesprochen oder gar neue Lernkonzepte geschaffen werden. Zudem schafft die Digitalisierung Gerechtigkeit beim Lernen. Bspw. können Menschen mit schwierigen Lebensumständen bequem von jedem beliebigen Ort aus lernen. Die Ausrüstung an den Schulen ist unterschiedlich und abhängig von dem Bildungsangebot. Die Schwerpunkte der eingesetzten Medien in den Schulen sind vom geschulten Beruf abhängig. Grundsätzlich wurde festgestellt, dass die Schulen aufrüsten und eine starke Orientierung Richtung Digitalisierung vorhanden ist. An diversen Schulen sind neben Whiteboards, Beamer und Rechnern bereits auch Smartboards vorhanden. Das Arbeiten mit unterschiedlichen internetfähigen Endgeräten wird durch schuleigene Netzwerke unterstützt. Der Umgang mit der neuen Technik kann verbessert werden, z. B. die Benutzung der Software (bessere Gestaltung von Abbildungen o.ä.) oder der Hardware (das Koppeln unterschiedlicher Geräte). Die vorhandene Infrastruktur kann zudem durch einen geringen Aufwand optimiert werden, z. B. kann mit den vorhanden Mitteln eine stärkere Internetpräsenz hergestellt werden, sodass ein Lernen auch außerhalb der Schule für Lernende der Schule und Externe möglich ist. Weiterhin ist aufgefallen, dass teilweise Konzepte für die neue Technik fehlen oder in Arbeit sind, jedoch nur schleppend vorankommen. Grundsätzlich ist an allen Schulen ein großes Interesse zu sehen, die Digitalisierung in den Schulen zu integrieren. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind sie mit ihrer Technik zufrieden, aber auch bemüht, neue Gerätschaften anzuschaffen, und sehr motiviert neue Konzepte zu erstellen und zu experimentieren. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine große Ähnlichkeit zu dem Zustand der deutschen Schulen besteht.
Bereits seit 40 Jahren wurden alle Förder- und Sonderschulen in Italien abgeschafft, seitdem nehmen die Schulen jedes Kind auf, egal unter welchen Beeinträchtigungen es leidet. Die Basis dieser Erfolgsstory:
- Differenzierte, strukturelle Voraussetzungen: d.h. Einsatz von Unterstützungslehrer/innen, welche im Studium eine besondere Ausbildung zu Inklusion absolvierten. Somit betreuen immer mindestens zwei Lehrkräfte eine Klasse
- inklusionsbejahende Haltung (s. Abb. 3)
- Erstellung eines Entwicklungsprofils für jedes Kind von einer Schulstufe in die nächste
- Enge Zusammenarbeit mit den Ärzten und Eltern: d.h. in dem Moment der Diagnose erfolgt die Entwicklung eines Teams an der Schule bestehend aus Eltern, Inklusionslehrkräften Physiotherapeuten und Ärzten, ggf. soziale Beihilfe für den Fall, dass Eltern sich das alles nicht leisten können
Gesetzliche Obergrenze von Inklusionsfällen in Lerngruppen: wenn eine Klasse einen Integrationsschüler/innen hat, darf die Klasse nicht größer als 22 Schüler/innen sein, um die individuelle Betreuung gewährleisten zu können.Das Inklusion funktionieren kann haben die Teilnehmer/innen des diesjährigen Erasmus+ Programms der Studienseminare Hannover und Braunschweig erleben dürfen. In der italienischen Stadt Lucca besuchten diese mehrere Schulformen und bekamen einen Eindruck davon, wie „normal“ Inklusion in Italien ist. Die Menschen dort übernehmen Verantwortung füreinander und unterstützen sich gegenseitig. Die Inklusionsschüler/innen nehmen aktiv an allen Unterrichtsfächern teil: Im Sportunterricht (s. Abb. 4), entwickeln die Lehrkräfte besondere Spielformen, die es ermöglichen, dass alle Schüler/innen gemeinsam spielen können. Für die Sportart Basketball setzten sie dabei verschiedene Bälle und Körbe ein, sowie die Regel, dass die Inklusionsschüler/innen gemeinsam mit den anderen Mitschüler/innen entscheiden, wann und auf welchen Korb sie spielen (s. Abb.5 u. 6). Diese Spielform nennt sich Baskin-Spiel. Unterstützung bekommen die Inklusionsschüler/innen dabei von ihren Inklusionslehrkräften.Zudem können die Inklusionsschüler/innen an verschiedenen Projekten teilnehmen, wie bspw. „Gestaltung von Comicfiguren“. Hier stellen die Schüler/innen und Schüler kleine Comicfiguren oder Symbole her, wie die Faust von Hulk oder das Motiv von Spiderman. Diese werden dann auf der Messe „Lucca Comic& Games verkauft.
Italien ist sehr stolz auf ihr Inklusionssystem und kann dies auch sein. Den Einblick den die Erasmusteilnehmer/innen in das inklusive Bildungssystem erhalten konnten, hat diese zum Nachdenken angeregt und vielfältige Ideen und Möglichkeiten geboten, wie auch in Deutschland zukünftig Inklusion aussehen könnte. Zudem ist es für Schülerinnen und Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen völlig normal gemeinsam zu lernen. Sie besuchen bis zum 14. Lebensjahr (8. Klasse) die gleichen Bildungseinrichtungen und werden dort gemeinsam beschult.
Fotos und Text: Hannah Rönz, November 2018 |
Henryk Lippert - Januar 2019
„Ich wollte eigentlich auch mitfahren, aber es ist mir neben der ganzen Arbeit für’s Ref einfach zu viel.“, ist ein Satz, den ich von meinen Mitreferendaren seinerzeit oft gehört habe, als ich mich dazu entschieden hatte, an dem Erasmus+ Projekt in Norwegen teilzunehmen.
Damals, im Jahr 2016, machten sich circa 20 Referendar_Innen und vier Fachleiter_Innen der Studienseminare Hannover und Braunschweig auf eine gemeinsame Reise. Zwei Jahre später blicke ich auf diese zwei Wochen zurück und möchte berichten, welche nachhaltigen Eindrücke dies bei mir hinterlassen hat.
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie sind wahrscheinlich gerade in einem ähnlichen Spannungsfeld, wie ich es damals war. Sie versuchen abzuwägen, inwiefern eine Auslandsreise im Rahmen von Erasmus+ eine Bereicherung für Sie darstellt und gleichermaßen das Alltagsgeschäft während des Vorbereitungsdienstes möglichst wenig negativ beeinträchtigt. Ich möchte Ihnen dahingehend auch keine Illusionen machen, denn die Vor- und Nachbereitung einer solchen Reise ist mit etwas Aufwand verbunden. Darüber müssen Sie sich im Klaren sein.
Demgegenüber steht jedoch ein ganzer Fundus an Erfahrungen, die exklusiv für Auslandsreisen dieser Art sind – schließlich fahren Sie nicht als Tourist, sondern als Teilnehmer eines international angelegten Projektes. Obwohl es mir sicher nicht gelingen wird, alle meine Erfahrungen und Eindrücke in diesem Bericht zu skizzieren, will ich es zumindest probieren, indem ich eine Vorauswahl an Themen für Sie getroffen habe:
Wahrscheinlich haben Sie genau wie ich die Schule in Deutschland durchlaufen und kennen große Teile aus diesem System sehr genau. Durch Erasmus+ können Sie über den Tellerrand hinausschauen, bekommen ungefilterte Einblicke in andere Bildungssysteme und erhalten Anregungen dafür, welche alternativen Möglichkeiten existieren, um den Themenkomplex „Schule“ zu verstehen. Ich habe dahingehend erlebt, wie Unterricht aussieht, der den Schülerinnen und Schülern wirklich die Eigenverantwortung für den Lernerfolg überträgt. Die Lernenden in Norwegen entscheiden eigens darüber, ob sie am Unterricht partizipieren oder lieber im Internet surfen wollen (gleichwohl, ob ausländische Referendar_Innen oder eine Fachleiterin direkt hinter ihnen sitzen). Es stört sich niemand an ihrer Entscheidung, weil es ihnen selbst überlassen ist. In Deutschland wäre so etwas unvorstellbar – oder zumindest eine mittelschwere Katastrophe – erst recht, wenn Besuch da ist.
Es war spannend, sich mit Tony, dessen Unterricht ich hospitieren durfte, über (handlungsorientierten) Unterricht und pädagogisches Handeln auszutauschen. Die berufliche Bildung in Deutschland ist europaweit geschätzt und viele ausländische Lehrkräfte sind daran interessiert, etwas darüber zu erfahren. Man begegnet sich auf Augenhöhe und stellt selbst dann, wenn man kein ausgebildeter Englischlehrer ist, fest, dass die Sprachbarriere für beide Seiten eine Hürde, aber ganz sicher kein Problem darstellt. Ich kann mich an niemanden erinnern, der am Abend nicht ganz angeregt von seinen Erfahrungen des Tages berichtete.
Sollten Sie die Gelegenheit erhalten, an Ihrer Austauschule Unterricht erteilen zu dürfen, ergreifen Sie diese Gelegenheit unbedingt am Schopfe. Sie werden erstaunt sein, wie viel Enthusiasmus Ihnen von den Schülerinnen und Schülern entgegengebracht werden wird. Denn eines ist sicher: Diese sind genauso neugierig auf Sie wie umgekehrt. Neben vielen Fragen zu Ihrem Heimatland und Ihrer Person sind die meisten Schülerinnen und Schüler gerne bereit, Dinge von sich selbst preiszugeben. Die lebhafte Unterhaltung, die daraus entsteht, fühlt sich nicht wie Schule, sondern wie gelebter interkultureller Austausch an. Neben den ein oder anderen Unterschieden findet man natürlich auch eine Menge Gemeinsamkeiten und ich muss zugeben, dass ich davon nachhaltig geprägt wurde. Es ist eine Sache über diesen Sachverhalt zu lesen, eine ganz andere es zu erleben.
Selbstredend wird auf Erasmusreisen nicht immer nur gearbeitet: Unterricht hospitieren, gelegentlich selbst unterrichten, Oslo in einer Exkursion besuchen, am Biathlon-Sportunterricht teilnehmen – „Arbeit“ eben. Nein, natürlich gehört Freizeit genauso mit dazu, in der Sie sich frei bewegen können und beinahe alles machen können, was Sie wollen. Nach kurzer Absprache und Buskoordination wurde sich dann meist in Kleingruppen aufgemacht, um Touristenattraktionen anzusehen, Konzerte bzw. Events zu besuchen oder Ähnliches. Der schöne Effekt: Wer keine Lust hatte oder etwas für den Vorbereitungsdienst zu erledigen hatte, blieb zuhause und hatte seine Ruhe. Ich bin mit einem der Fachleiter und noch zwei anderen Gruppenmitgliedern zum „Open Day“ eines Automobilklubs gefahren und wir sahen uns eine so große Sammlung von Oldtimern, alten Spielautomaten, Schallplatten und „Zeug“ angesehen, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, an. Durch einen Zufall hat einer der Klubmitglieder, dessen Vorfahren Kriegsflüchtlinge waren, erfahren, dass wir deutsche Besucher sind und lud uns in den gesperrten Bereich des Klubs zu einem Rundgang ein. Was ich dort bestaunen und erfahren durfte, werde ich nie vergessen.
Doch möchte ich abschließend auf den Titel dieses Berichtes zurückkommen und fragen: Was ist geblieben? Nachdem die zwei Wochen vergangen sind, holt Sie der Alltag leider recht schnell wieder ein, schließlich stehen Unterrichtsbesuche und in meinem Fall der Abgabetermin für die schriftliche Arbeit an. Den Rest des Vorbereitungsdienstes habe ich nur noch im Zeitraffer, ohne nennenswerte Anekdoten, wenn man von der Verabschiedung absieht, in Erinnerung: Arbeit, Arbeit, Arbeit, Prüfung, erstmal durchatmen, Verabschiedung, Ende. Nochmal durchatmen. Einige Monate später erhalten Sie den Europapass und meistens auch noch etwas von dem Geld zurück, das Sie während der Reise ausgegeben haben. Verglichen mit den außerordentlichen Erfahrungen und Erinnerungen, die Sie während Ihrer Reise machen werden, verblasst beides jedoch. Ihre Erfahrungen werden Ihnen helfen, selbstbewusst und weltoffen durch Ihr weiteres (Berufs-)Leben zu schreiten und es kann Ihnen ein Türöffner sein. So war es jedenfalls für mich. Ein Jahr später, mittlerweile Lehrkraft an der BBS Walsrode, habe ich für fünf Wochen Bildungsurlaub beantragt, um an einem Entwicklungshilfeprojekt in Myanmar teilzunehmen. Als einer von zehn Experten aus dem berufsbildenden Bereich – alle mit erheblich mehr Berufserfahrung – habe ich dort burmesische Lehrerinnen und Lehrer eigenverantwortlich fortgebildet und natürlich von meinen Erasmus-Erfahrungen profitiert. Die Frage, ob der Europapass in meinen Bewerbungsunterlagen die Projektverantwortlichen von meiner Eignung überzeugt hat, vermag ich nicht zu beantworten – geschadet hat es jedenfalls nicht.
Nina Lefherz
Das bietet das ERASMUS+-Programm über das Studienseminar!
Ich hatte die tolle Möglichkeit, nach Norwegen mitzukommen. Neben der netten Gemeinschaft mit den anderen Referendaren aus Hannover und Braunschweig und lustigen Fachleitern, konnten wir zehn Tage in einer großen Berufsschule verbringen. Zu sehen wie Unterricht in Norwegen ablaufen kann und welche Themen und Methoden genutzt werden, war bereichernd.
Durch den intensiven Austausch mit Lehrkräften, Einrichtungen und auch Schülern ergab sich für mich ein spannender und viel tieferer Einblick, als wenn ich das Land nur im Urlaub besucht hätte.
Wir konnten sehen, was bei uns im Unterricht im Vergleich auch richtig gut läuft, aber auch viel an Ideen und Anregungen für das eigene Unterrichtskonzept mitnehmen. Bemerkenswert fand ich z. B., dass viel mehr Kapazität und Programme bzgl. Inklusion stattfinden bzw. vorhanden sind. So gibt es u. a. Lernhelfer und viel Teamteaching, welches regulär eingeplant wird.
Ein Tag, den ich in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung verbringen durfte, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Obwohl wir nicht dieselbe Sprache sprachen, konnten wir uns auf andere Art sehr gut verständigen und gemeinsam den Tag mit Frühstück, Holz stapeln und backen gestalten.
Zudem nutzte ich jede Gelegenheit, um Kontakte mit Einrichtungen zu knüpfen, um für unsere Schüler*innen mögliche neue Kooperationspartner für Praxisplätze zu gewinnen.
ERASMUS+ schafft eine Horizonterweiterung, um neue Impulse in das eigene Team zu bringen und Kollegen und Schüler*innen für einen Austausch und den europäischen Gedanken zu motivieren.
Zukünftig habe ich noch mehr Interesse daran, das Programm an unserer Schule zu unterstützen.
Das Studienseminar Hannover LbS goes Europe.
Unter diesem Titel schrieb Jana Kolbe, Fachseminarleiterin Ernährung am Studienseminar Ihren lesenswerten Blog.